Wie eine umfassende Erneuerung ansetzen muss

Ziel einer zukunftsfähi­gen Kirche muss es sein, ihre Tradition einzuspielen als inspirierende religiöse Deutungen, die anschlussfähig sind an moderne Denkart und Weltsichten.

Im Zentrum des Christentums: religiöse Erfahrungen

Quellgrund aller großen Religionen sind religiöse Erfahrungen als überwältigende Totalitäts- und Ganzheitserfahrungen. Eine zukunftsfähige Kirche wird sich auf diesen Quellgrund besinnen und ihre Tradition neu verstehen und in­terpretieren lernen als poetischen Ausdruck und Reflexion dieser religiösen Erfahrungen.

Traditionen, die sich herausbilden, sind immer auf die Herausforderungen einer bestimmten Zeit bezogen und somit zeitbedingt. Es ist für die Kirche immer wieder neu zu überlegen, was von ihrem Traditionsschatz in der heutigen Zeit hilfreich und weiterführend sein kann.

 

Zwei inhaltliche Konturie­rungen einer zukunftsfähigen Kirche

Zugleich sollte sich eine zukünftige Kirche neu ausrichten an Jesu Utopie einer heilen Welt, die er "Reich Gottes" genannt hat. In dieser Welt leben die Menschen im umfassenden Einklang und Frieden mit sich und ihrer Umwelt.

Eine doppelte inhaltliche Profilierung des Christentums erscheint mir in der heutigen, von den Naturwissenschaften und der Existenz vieler Religionen geprägten Zeit hilfreich: Gottesvorstellungen sind metaphorisch zu verstehen. Sie sind menschliche Bilder für überwältigende Totalitäts- und Ganzheitserfah­rungen, sind nicht wörtlich zu nehmen.

 

Kirche muss vor Ort als lebendige, aktive Gemeinschaft erlebbar sein

In dem Maße, in dem das gelingt, wird Kirche auch wieder attraktiv werden: Als Angebot einer spezifischen Lebenssicht und eines spezifi­schen praktischen Lebensmodells.

Kirche als Nachfolge­organisation Jesu wird es zukünftig darum gehen, lebendige Gemeinschaften zu entwickeln, die die Fragen und Herausforderungen heutiger Menschen thematisieren und in denen zugleich die Reich-Gottes-Utopie Jesu praktische Gestalt gewinnt.